
Wie der Geist in die Natur passt – Mentaler Realismus nach Nagel Ludwik Fleck Lecture 2019 by Markus Gabriel
- Details
In Geist und Kosmos hat Thomas Nagel einen vieldiskutierten Vorschlag zur Auflösung der Spannung zwischen zwei Annahmen unterbreitet: (I.), dass das Universum fundamental geistlos ist und (II.), dass der mentale Realismus wahr ist. Allerdings akzeptiert er ebenso wie sein Kontrahent, der mentale Antirealist, die Auflage eines metaphysischen Monismus, der zufolge alles, was existiert, in einem einzigen Universum vorkommen muss, sodass er in Konflikt mit den naturwissenschaftlichen Annahmen zu geraten droht, die Annahme (I.) stützen.
In seinem Vortrag wird Markus Gabriel gegen Nagel einen ontologischen Pluralismus entwickeln, der sich auf die Natur selbst bezieht. Dieser Position zufolge bildet die Natur keine geist- und bewusstlose Einheit, vor deren Hintergrund sich der Geist abhebt oder in die er sich aufzulösen hat. Vielmehr verhält es sich so, dass wir aus der unhintergehbaren Position eines mentalen Realismus darauf schliessen müssen, wie die Natur beschaffen ist, wenn sie überhaupt erkennbar ist. Nagel – der diese Option ansatzweise in Betracht zieht – übersieht dabei, dass inzwischen eine Vielzahl von naturwissenschaftlich gestützten Varianten eines ontologischen Pluralismus vorliegt, die erlaubt, die geistlosen Ebenen des Universums derart einzuschränken, dass sie unsere Selbsterkenntnis als geistige Lebewesen nicht prinzipiell gefährden. Die Philosophie des Geistes erweist sich somit als Ausgangspunkt jeder naturphilosophischen Untersuchung, die nicht in Konflikt mit ihrer eigenen Erkennbarkeit geraten möchte. Der Geist geniesst demnach ein naturphilosophisches explanatorisches Primat, das nachweisbar nicht mit unserem Wissen über die fundamental geistlosen Naturprozesse konfligiert.
Want to be the first to know about upcoming events?